Ein Leser hat uns einen Hinweis auf einen lesenswerten Artikel aus der aktuellen Communications of the ACM gegeben. Seine Autoren machen sich für einen Ethik-Unterricht in technischen Fächern stark:
As educators of those who will design future technology, we have a responsibility to prepare our students to practice their craft in a way that integrates their ethical concern into their work. We propose that it is necessary and possible to teach computing ethics know-how that helps students to navigate between abstract ethical knowledge and its actual ethical practice. By doing so, the students gain experience and expertise in applying what they know in the concrete case.
Die Forderung gewinnt durch die fortschreitende Verbreitung von informationstechnischen Artefakten und Systemen im Alltag immer größere Bedeutung. Als die Technische Hochschule Charlottenburg nach dem Zweiten Weltkrieg als Technische Universität Berlin wiedereröffnet wurde, wies der damalige Kommandierende der britischen Truppen in Berlin, Eric Nares, auf die damit einhergehende Verantwortung der technischen Fächer hin:
»The implications of this change of name are simple but of vital importance. It should teach you that all education, technical, humanistic, or what you will, is universal: that is to say it must embrace […] the whole personality, and its first aim is to produce a whole human being, capable of taking his place responsibly beside his fellows in a community. Its second aim may be to produce a good philologist, a good architect, a good musician or a good engineer. But if education does not assist the development of the whole personality it fails in its aim, and this Technical University must not fail in its aim.«
(Auszug aus der Eröffnungsansprache von Major-General Eric P. Nares, gehalten am 9. April 1946.)
Die GI hat in ihren Leitlinien eine ähnliche Forderung formuliert, und wir als Fachgruppe haben die Erarbeitung und Diskussion von Fallbeispielen als sehr geeignetes Mittel zur Schulung der Urteilskraft entdeckt:
Mit Hilfe der Fallbeispiele wollen wir im Zuge einer ergebnisoffenen Diskussion eben dies wecken: ein tiefes Verständnis und eine Sensibilisierung für die moralische Dimension der technischen Handlungen. Erst im Dialog mit anderen moralisch empfindsamen Gesprächspartnern werden Konflikte und Probleme sichtbar, die allen technischen Handlungen zugrundeliegen. Dies liegt auch daran, dass sich der Einzelne oft nicht vorstellen kann, welche Macht er durch die von ihm entwickelten Techniken potentiell besitzt.
Vielen Dank an unseren Leser Konstantin für den Hinweis, weitere werden gern in den Kommentaren zu diesem Artikel gesehen.
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