|
Carsten Trinitis & Ursula Münch
Maria ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem befristeten Projekt, das an ihrer Universität eingeworben wurde, beschäftigt und arbeitet dort seit eineinhalb Jahren an ihrer Promotion im Fach Informatik. Da das Forschungsprojekt in einem Monat ausläuft, muss Maria, um ihre Promotion erfolgreich abschließen zu können, über ein anderes Projekt finanziert werden. Maria ist eigentlich fest liiert mit einer Frau, Anna. Sie möchte Anna nicht so lange alleine lassen, da Anna Diabetikerin ist. Und sie ist sich sicher, nicht mit Anna zusammen dorthin fahren zu können.
Im vergangenen Jahr ist ihre Universität eine neue Kooperation eingegangen, und zwar mit einer neu aus der Taufe gehobenen Universität in einem mit Ölvorkommen gesegneten fernöstlichen Land. Das Gute daran: Damit stehen ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung, aus denen auch Marias Stelle bis zum erfolgreichen Abschluss ihrer Promotion gesichert werden könnte. Auch in fachlicher Hinsicht decken sich die Projektziele sehr gut mit denen ihres Promotionsthemas.
Die entsprechende Kooperation ist aber an Bedingungen geknüpft: Die Projektmitarbeiter müssen regelmäßig zum ausländischen Kooperationspartner reisen, mindestens zwei von ihnen sogar für mehrere Monate am Stück innerhalb von drei Jahren. Der Campus der neu errichteten Universität verfügt neben modernster technischer Ausstattung auch über zahlreiche Freizeitmöglichkeiten und kostenlose Verpflegung – kurzum: Geld spielt keine Rolle, um hier ideale Forschungsbedingungen zu schaffen. Auf diese Weise will die dortige Regierung Vorsorge für die Zeit „nach dem Öl“ treffen und Spitzenforscher aus aller Welt anlocken.
Das Land, in dem die neue Universität entsteht, ist neben seinem Reichtum jedoch auch dafür bekannt, dass dort elementare Menschenrechte missachtet werden. Die Meinungsfreiheit ist in letzter Zeit massiv eingeschränkt worden. Eine sogenannte Religionspolizei wacht streng über die Einhaltung der Gesetze. Auf tatsächliche oder vermeintliche Vergehen wie Ehebruch, Verschwörung, Sabotage, Hexerei oder Abfall vom Glauben steht die Todesstrafe, die häufig als öffentliche Enthauptung vollstreckt wird. Frauen dürfen ohne Zustimmung eines Mannes weder arbeiten noch Verträge unterzeichnen. Auch Auto fahren oder ohne Begleitung eines männlichen Verwandten ins Ausland zu reisen, ist Frauen untersagt. Sogar Vergewaltigungen in Ehegemeinschaften sind per Gesetz erlaubt.
Dagegen gelten gleichgeschlechtliche Partnerschaften als kriminelle Handlung und werden mit drakonischen Strafen geahndet. Da das Land über sehr hohe Finanzmittel verfügt, entstehen überall repräsentative Bauten, die von billigen Leiharbeitern – meist aus Drittweltländern – errichtet werden. Diese Leiharbeiter verfügen über so gut wie keinerlei Rechte und werden mehr oder weniger wie Leibeigene der Bauherren behandelt.
Doch innerhalb des Campus der neuen Universität gelten diese nach westlichen Maßstäben mittelalterlich anmutenden Gesetze nicht. Schließlich will man ja die besten Forscher (womöglich sogar Forscherinnen) aus dem Westen anzulocken und vor Ort eine liberale Atmosphäre zu schaffen.
Maria hat Skrupel, die Stelle anzunehmen. Da man normalerweise nur in Begleitung eines Mannes in das Land einreisen darf, ist nicht daran zu denken, dass Maria jemals mit Anna dorthin reisen kann. Die Situation vor Ort erscheint ihr unerträglich, und sie fürchtet, als Frau vor Ort massiv in ihren Freiheiten eingeschränkt zu sein. Wie soll sie ihren eigenen persönlichen Nutzen, den ihr das neue Projekt zweifelsohne bringen würde, mit ihrem Gewissen vereinbaren: Schließlich würde sie durch ihre Arbeit, in gewisser Weise doch auch das Regime vor Ort unterstützen und damit auch dessen Ablehnung rechtsstaatlicher Prinzipien.
Marias Kollege Josef, mit dem sie seit Beginn ihrer Promotion intensiv zusammenarbeitet und die gemeinsamen Ergebnisse veröffentlicht, sieht dies anders. Josefs Stelle ist bereits über das neue Projekt verlängert worden, der erfolgreiche Abschluss seiner Promotion hängt jedoch davon ab, ob Maria beim neuen Projekt zusagt und für einige Monate dort hingeht. Josef kann Marias Bedenken nicht nachvollziehen: Zum einen hat er noch nie auch nur annähernd so gute Forschungsbedingungen vorgefunden. Zum anderen, so versucht er Maria zu beruhigen, kann man das Projekt mit der neuen Universität doch auch als wichtigen Schritt in die richtige Richtung interpretieren: Durch die Präsenz von Forschern aus westlichen Kulturen werde es, das ist seine feste Überzeugung, eine Initialzündung zur Liberalisierung des in Sachen Menschenrechte noch immer rückständigen Landes geben.
Fragen:
In diesem Szenario geht es um eine grundsätzliche ethische Fragestellung, die häufig in technischen Berufen und besonders in der Informatik auftritt.
- Für Maria und Josef hängt der erfolgreiche Abschluss ihrer Promotionen von der Mitarbeit in dem Projekt ab. Die Finanzierung des Projektes kommt von der Regierung eines Staates, der elementare Menschenrechte eklatant missachtet. Soll Maria, um ihre Promotion erfolgreich abzuschließen, diese Tatsache ignorieren, oder soll sie ihrem Gewissen folgen und damit ihre und auch Josefs Promotion aufs Spiel setzen?
- Soll Maria ihrer Karriere zuliebe die Beziehung zu ihrer Partnerin Anna aufs Spiel setzen, in dem sie alleine in ein Land reist, in dem ihre Neigungen als verbrechen betrachtet werden und sie Anna alleine zurücklässt?
- Wird durch das Errichten neuer Großprojekte wie der Universität nicht auch noch die Ausbeutung der Leiharbeiter weiter vorangetrieben?
- Ist es überhaupt vertretbar, wenn Maria und Josef mit ihrer Expertise dazu beitragen, Regierungen, die die Menschenrechte missachten, zu unterstützen? Oder zementiert Maria, wenn sie sich dem Projekt verweigert, die Isolation das Landes, da sie verhindert, dass dort mehr Einfluss ausgeübt werden kann?
Erscheinen in Informatik-Spektrum 38(3), 2015, S. 249–250
Christina Class & Rainer Rehak
Antonia hat Computerlinguistik studiert und vor einem Jahr ihre Dissertation im Bereich maschineller Übersetzung abgeschlossen. Für ihre Arbeit verwendete sie Text, der von einer Spracherkennungssoftware erzeugt wurde. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit bestand in der Erstellung und Implementierung eines Modells, das anhand der Wortwahl positive wie negative Gefühle und Assoziationen erkennen und in der Übersetzung wiederzugeben sollte, was auch recht passabel gelang. Nach einer kleinen Auszeit hat sie dann vor sieben Monaten bei der Firma SpeechTranslate in der Entwicklungsabteilung angefangen.
 First Year Creative Interests – CC BY-NC-ND Irish Typepad
SpeechTranslate wurde vor vier Jahren als Spin-Off von Antonias Doktorvater gegründet. Ein mittlerweile 14-köpfiges Team unter der Leitung ihrer Kollegin Franziska entwickelt im Auftrag verschiedener Kunden spezialisierte Übersetzungsmodule. Ein weiteres Team arbeitet an der Optimierung von Sprach- und Themenerkennung.
Antonia arbeitet in Franziskas Team daran, die bestehenden Übersetzungsmodule mit Spracherkennungsmodulen zu verbinden. Antonias Aufgabe ist es außerdem, ihr Assoziationsmodul produktreif weiterzuentwickeln und in das Übersetzungsmodul einzubinden.
SmartPhony ist ein neuer Anbieter von Smartphones, die sich laut Werbung durch eine einfache Bedienung auszeichnen. Die große Handelskette Bundle AG entwickelt gerade in Kooperation mit SmartPhony und dem Mobilfunkanbieter Violet einen neuen, innovativen Handyvertrag. Auf den Smartphones sollen spezielle kostenlose Apps vorinstalliert sein, die die Kunden regelmäßig über Sonderangebote und Preisnachlässe bei Unternehmen der Bundle AG informieren. Der Clou des Handyvertrag soll jedoch werden, dass keine Kommunikationskosten anfallen. Die Deinstallation der Bundle-AG-Apps ist zwar schwierig, soll aber dennoch ohne Folgen für den Vertrag möglich sein.
Ursprünglich hatte sich SmartPhoney von SpeechTranslate nur ein Angebot für die Entwicklung einer normalen Spracherkennungsapp für ihre Smartphonepalette erstellen lassen. Als Martin, der schneidige Produktportfoliomanager von SpeechTranslate, in einem ersten Meeting jedoch das Modul zur automatischen Erkennung von Assoziationen und Stimmungen erwähnte, war SmartPhoney gleich begeistert und initiierte, SpeechTranslate einen größeren Auftrag zu geben, der direkt mit dem neuen Handyvertrag in Zusammenhang stehen soll.
Heute findet ein erstes technisches Projektmeeting zwischen SmartPhoney und SpeechTranslate statt. Als großer Kooperationspartner ist auch Peter, ein Produktmanager der Bundle AG zugegen.
Zu Beginn des Meetings stellt Franziska die aktuellen Übersetzungs- sowie Sprachmodule vor und beschreibt deren Funktionalität im Detail. Zu beiden Modulen stellen die Vertreter von SmartPhoney und der Bundle AG einige Fragen. Insbesondere möchten sie wissen, ob es möglich ist, die Spracherkennung dauerhaft im Hintergrund laufen zu lassen und wie viele Ressourcen (Akku, Prozessorauslastung) das benötigen würde. Im Anschluss bitten sie Antonia, ihr Modul vorzustellen, wobei ihr danach sehr viele detaillierte Fragen gestellt werden. Frank, der verantwortliche Produktleiter bei SmartPhoney möchte z. B. wissen, ob es möglich wäre, nach gezielten Begriffen zu filtern und die im Zusammenhang mit diesen Begriffen auftretenden Assoziationen der gesprochenen Sprache zu erkennen und zu speichern. Franziska antwortet sichtlich interessiert, dass dies technisch durchaus möglich sei, dafür aber sicherlich einige zusätzliche Entwicklungen notwendig wären.
Nach den Diskussionen findet eine längere Pause statt. Antonia holt sich etwas Obst aus ihrem Büro, nimmt sich einen Kaffee und geht dann auf den Raucherbalkon. Der ist meistens recht leer und sie möchte nach all den Diskussionen etwas frische Luft schnappen.
Als sie sich an die Wand neben der Balkontür lehnt, hört sie die Stimme Franks, des Vertreters von SmartPhoney. „Peter, warum wolltest Du heute eigentlich mit? Die Marketingfragen hatten wir doch geklärt! Und warum sollte ich so viel über das Assoziationsmodul in Erfahrung bringen?“ Die Antwort folgt prompt: „Das ist noch sehr vertraulich, aber wir möchten gerne herausfinden, wie oft bestimmte Produkte in Telefongesprächen genannt werden – und ob dies in einem positiven oder negativen Kontext geschieht. Wir wollen das nutzen, um die Produktpalette und Preise anzupassen. Auch können wir, wenn wir die Informationen intern weitergeben, vielleicht die Preise von Lieferung und Einkauf drücken. Aber das weißt Du nicht von mir!“ Antonia hört deutlich, wie Frank scharf Luft einzieht, bevor er nach dem Schutz der Privatsphäre der Kunden fragt. Doch Peter wischt den Einwand locker beiseite; erstens würden die Kunden beim Kauf des Smartphones und Abschluss des Vertrages ja einwilligen, dass Daten durch Bundle AG erhoben und gespeichert werden. Zudem steht es den Kunden ja frei, die Apps zu deinstallieren. Außerdem würden die personalisierten Daten ja nur innerhalb der Bundle AG verwendet, wobei die Lieferanten die Daten wahrscheinlich nur in aggregierter Form erhalten sollen.
Erschrocken verlässt Antonia den Balkon und geht leise zurück in den Konferenzsaal. Sie setzt sich auf ihren Stuhl, atmet tief durch und kann trotzdem kaum einen klaren Gedanken fassen. Was sie soeben gehört hat, passt überhaupt nicht in die Firmenphilosohie von SpeechTranslate. Aber sie hat es ja nur per Zufall mitbekommen und kann es jetzt im Meeting wohl kaum ansprechen. Ob Martin ihr später überhaupt glauben würde? Und wenn schon, er hatte ihr schon mehrmals seine Ansicht mitgeteilt, dass man es sich im realen Leben nicht immer aussuchen könne, mit wem man gute Geschäfte macht.
Frage:
- Ist es vertretbar, eine Anwendungen wie Spracherkennung immer laufen zu lassen?
- Eine solche Anwendung würde es jemanden, der durch einen Sturz oder eine andere Situation hilflos geworden ist, ermöglichen, einfach nach Hilfe zu rufen, sofern die Software an ein Alarmsystem gekoppelt ist. Wenn die Software dies leisten könnte, wäre es dann ethisch vertretbar, eine permanente Spracherkennung durchzuführen? Wie müsste eine Aufklärung und Einwilligung von Nutzern und nahen Betroffenen aussehen?
- Im vorliegenden Fall soll die Anwendung kommerziell genutzt werden. Ergeben sich für den Kunden hierdurch Vorteile? Welche? Welche Risiken ergeben sich; ggf. auch für Dritte?
- Welche Möglichkeiten des Missbrauchs beinhaltet die vorgeschlagene Anwendung?
- Welche Möglichkeiten hat Antonia, das Wissen, dass sie durch zufälliges Belauschen eines Gespräches erlangt hat, zu verwenden? Welche ethischen Probleme ergeben sich hier?
- Gibt es eine Verpflichtung von Bundle AG, den geplanten Gebrauch des Projektes offenzulegen? Können Sie sich Kriterien für eine solche Verpflichtung vorstellen?
- Sollte Antonia das Thema sofort im Meeting ansprechen? Warum oder warum nicht?
Erschienen in Informatik-Spektrum 38(2), 2015, S. 160–162
Constanze Kurz & Debora Weber-Wulff
Elisabeth arbeitet als Informatikerin für eine Firma, die Spracherkennungssoftware entwickelt, anbietet und im Einsatz bei Vertragskunden betreut. Typisch sind Produkte, die Anrufe von Menschen entgegennehmen, deren Wünsche oder Fragen herausfinden, um sie gezielt einem geeigneten Mitarbeiter zum Gespräch zuzuführen oder durch Standardansagen ohne menschliche Intervention zu erledigen. Dazu analysiert die Spracherkennung die am Telefon gesprochenen Wörter und versucht, sie entsprechend vorgegebener Entscheidungsbäume zu interpretieren. Üblich ist, dass die Richtigkeit der Erkennung ab und an durch Gegenfragen getestet wird.
Zur Zeit werden einige der Produkte erweitert, um Menschen durch natürlich klingende Sprache zu simulieren. Wird das Produkt erfolgreich in Deutschland sein, ist eine Expansion in andere europäische Ländern geplant.
Das Produkt, das Elisabeth mitentwickelt hat, springt nach dem ersten Klingelton an, nimmt die Anrufe computergestützt entgegen und wickelt sie entlang der Entscheidungsbäume ab. Als erstes wird in der Datenbank nachgeschaut, ob Erfahrungen mit diesem Kunden vorliegen. Es wird auch versucht, die Adresse des Anrufers zu ermitteln, denn je nach Wohnlage können unterschiedliche Entscheidungen angesteuert werden.
In der Regel wird der Anrufer nach wenigen Fragen zu einem passenden Mitarbeiter geleitet, ein Teil der Wünsche und Fragen wird sogar vollständig ohne menschliche telefonische Interaktion erledigt. Für den Fall, dass jemand von der Software überwiegend oder überhaupt nicht verstanden wird oder die Software feststellt, dass die Stimme sehr ärgerlich und laut geworden ist, gibt es zusätzlich ein Ansageband, das den Anrufer bittet, auf den nächsten freien Mitarbeiter zu warten. Die Firmen, die das Softwaresystem einsetzen, können sogar eine Mindestverweildauer in dieser Warteschleife angeben, denn es können verschiedene aktuelle Angebote dazugeschaltet werden.
Der Weg zur telefonischen Problemlösung soll jedoch möglichst kurz sein, denn Untersuchungen haben gezeigt, dass die Kunden ungeduldig werden, wenn sie viele verschiedene Fragen beantworten müssen, jedoch durchaus einige Minuten in einer Warteschleife ausharren. Softwareseitig ist definiert, dass nach durchschnittlich zwanzig Sekunden eine Entscheidung getroffen sein soll, ob die Sprache des Anrufers verstanden und eingeordnet werden kann oder direkt zu einem Menschen weitergeleitet wird.
In Elisabeths Firma ist als neue Kundin eine mittelgroße deutsche Stadt akquiriert worden, die bereits seit sechs Monaten erfolgreich Spracherkennungssysteme einsetzt, um Bürgeranfragen zu bearbeiten und beantworten. Als Teamleiter Frank mit Elisabeth und ihren Kollegen die neuen Aufträge der Stadt diskutiert, erfährt das Team, dass ab dem nächsten Jahr auch die Notrufzentrale mit der Erkennungssoftware ausgestattet werden soll. Es kostet einfach viel Geld, die Notrufzentrale rund um die Uhr mit bis zu zehn Disponenten auszustatten.
Die Notrufentgegennahme orientiert sich an den sogenannten „sechs Ws“: Wer meldet den Notfall? Was geschah? Wo geschah es? Wieviele Verletzte gibt es? Welche Art der Verletzung liegt vor? Warten auf Rückfragen!
Diese sechs Informationen können sehr einfach durch ein Spracherkennungssystem unterstützt werden, besonders mit einer guten Datenbankanknüpfung. So können auch häufige Scherzanrufer schnell identifiziert und der Standort des Anrufers schnell und zuverlässig bestimmt werden.
Frank stellt sich das so vor, dass die Anrufer gar nicht merken, dass sie mit einem Computer sprechen, damit sie nicht übermäßig hektisch werden. Sie sind in der Regel sowieso aufgeregt, wenn sie den Notruf anwählen. Elisabeths Team ist begeistert von der technischen Herausforderung, nicht nur viele verschiedene Dialekte erkennen zu müssen, sondern die Stimmen auch in Stress-Situationen korrekt auswerten zu können. Es wird auch viel spannender sein, die Entscheidungsbäume für dieses Anwendungsgebiet zu erstellen als für den Customer Support beim örtlichen Computermarkt.
Elisabeth besucht die Leitstelle an einem Freitag, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was für Gespräche ankommen, um dann die Entscheidungsbäume zu konzipieren. Sie ist überrascht zu sehen, dass es zwanzig Arbeitsplätze gibt. Es stellt sich heraus, dass bei großen Veranstaltungen oder an Silvester regelmäßig alle Plätze belegt sind. Und als es vor fünfzehn Jahren einmal einen Unfall bei einer Flugshow gab, wurden alle irgendwie verfügbaren Disponenten einbestellt, dennoch kamen etliche Personen nicht beim Notruf durch, und die Krankenwagen waren nicht schnell genug vor Ort. Danach war die Platzanzahl auf zwanzig Personen angehoben worden.

Während sie mit einem Disponenten plaudert, gehen plötzlich alle Telefone an. Eine Explosion hat sich mitten in der Stadt ereignet. Der Schichtleiter ruft weitere Disponenten hinzu. Ein Krankenhaus mitten in der Stadt ist von der Explosion betroffen, die Patienten müssen auch noch in umliegende Krankenhäuser verteilt werden. Elisabeth ist komplett überfordert, sie kann gar nicht mitschreiben, was alles gefragt und entschieden wird. Wie soll sie hieraus Entscheidungsbäume erstellen?
Was soll Elisabeth tun?
FRAGEN
In diesem Szenario sind einige ethische Fragestellungen aufgeworfen. Die Hauptfrage ist die der Bewertung von automatisierter Bearbeitung menschlicher Meldungen in Notfallsituationen:
- Ist es überhaupt denkbar, in einem Notfall mit einer Maschine zu sprechen? Was ist, wenn etwas Katastrophenartiges passiert (Vulkanausbruch, Massenpanik), was nicht in den Entscheidungsbäumen abgebildet ist?
- Bei Spitzenbelastungszeiten könnten einige Anrufer direkt in die Warteschleife umgeleitet werden müssen, da alle Plätze bereits belegt sind. Ist das ein Problem?
- Menschen sprechen anders, wenn sie Angst haben oder in Panik sind. Kann man maschinell damit umgehen?
- Ist es möglich, ein System so zu bauen, dass es skaliert für Spitzenzeiten?
- Was ist, wenn das System ausfällt, weil es zum Beispiel gehackt wurde oder die Software fehlerhaft ist? Ist es ein ethisches Problem, wenn Software in seltenen Situationen technisch unzureichend sein kann, aber im Regelfall die Abwicklung von Notrufen positiv beeinflusst?
- Welche weiteren ethischen Probleme sehen Sie beim Einsatz der Spracherkennungssoftware?
- Besteht ein prinzipieller Unterschied, ob ein Mensch oder ein Computer mit Hilfe einer Software einen Notruf annimmt? Ändert sich diese Bewertung, wenn die Notrufannahme nur teilautomatisiert ist?
- Wer ist für den Schaden verantwortlich, wenn ein Verletzter aufgrund einer fälschlichen Ausgabe der Software Nachteile (etwa durch Zeitverzug) hat oder gar stirbt?
- Hat Elisabeth die Pflicht zu handeln, als sie erkennt, dass die Entscheidungsbäume der Software nur für den Normalbetrieb, strukturell jedoch nicht für Ausnahmesituationen geeignet sind? Ist es ethisch vertretbar, dass sie dennoch zum Einsatz kommen?
- Ist die Benutzung einer solchen Software angesichts der Fehleranfälligkeit des Menschen gar geboten, wenn sie im Regelfall solide arbeitet?
Erschienen in Informatik Spektrum 37(6), 2014, S. 608f.
Bild von gracey.
Constanze Kurz & Stefan Ullrich
Manfred ist trotz seines für Online-Verhältnisse hohen Alters von den neuen Möglichkeiten, die das »Web 2.0« bietet, begeistert. Es fing alles mit »Mindbook« an, einer Mischung von Tagebuch, Notizblock und Poesie-Album für Freunde. Inzwischen verbringt er seine Abende gern bei Formspring. Diese Plattform erlaubt das Interagieren mit Bekannten und Fremden nicht nur über das eigene Profil, sondern auch mit Hilfe eines Frage-Antwort-Spiels, das durchaus eingehend sein kann. »Welche Whisky-Destillerie würdest Du gern besichtigen?«, »Welche Wim-Wenders-Filme magst Du?«; manchmal werden auch religiöse und politische Weltanschauungen thematisiert, oft ist Formspring aber einfach ein Flirt-Forum.
Manfred hat seine Freundin Franziska selbstverständlich über Formspring kennengelernt. Die beiden nutzen die neuen Möglichkeiten ausgiebig, aber haben schon von Anfang an grundsätzlich geklärt, was über ihre Beziehung im Netz stehen soll – und was nicht. Die beiden posten Urlaubsfotos, Berichte über langweilige Familienessen und Links zu Webseiten, die sie toll finden – und bekommen regelmäßig Kommentare von einer stetig wachsenden Zahl von »Freunden«. Zu den Freunden zählen auch Karsten, der leibliche Sohn von Manfred sowie die Verwandten von Franziska, die sich neuerdings ein Netbook zugelegt haben.
Karsten hat soeben eine Stelle als Sachgebietsleiter des örtlichen Finanzamtes angetreten. Bei seiner ersten Betriebsfeier sprechen ihn plötzlich mehrere Kollegen auf seinen letzten Urlaub an. »Na, wie war es in Malé?«, fragt ihn die Stellvertreterin des Vorstehers und spricht ihm Glückwünsche aus. Karsten ist irritiert, er hat von seinem Kurzurlaub auf den Malediven nie im Amt erzählt, es war eine luxuriöse Reise, die er sich zum fünften Jubiläum ihrer Hochzeit mit seiner Frau Linda gegönnt hat. Und was sollen die Glückwünsche? Er fragt aber nicht nach, sondern antwortet einsilbig und lenkt dann vom Thema ab.
Am Montag nach der Feier spricht Karsten in der Kaffeepause mit seinem Freund und Kollegen Dirk, dem er vertraut, und fragt ihn unverblümt, woher die Kollegen von seinem Maledivenurlaub gewusst hätten. Ein wenig hat er Dirk im Verdacht, es ausgeplaudert zu haben. Dirk gesteht Karsten, er habe vermutlich indirekt dazu beigetragen. In Dirks Freundesliste bei Mindbook seien jetzt immer öfter auch Kollegen zu finden. Da sei es nur verständlich, dass sie auch Karstens Mindbook-Profil finden würden, da sie ja gegenseitig auf ihren Freundeslisten seien.
Karsten stutzt, er hat über den Urlaub absichtlich nichts auf seiner Mindbook-Pinnwand verlautbart, er wollte die Luxus-Tour nicht breittreten. Jedoch hatten Karsten und Linda im Urlaub ein paar Fotos mit ihren Mobiltelefonen an die Eltern verschickt, die sie als zufriedene Urlauber unter Palmen und bei Sonnenuntergang am Meer zeigen. Karsten eilt mit einer bösen Vorahnung in sein Büro an den Rechner. Sein Vater Manfred und dessen Freundin Franziska haben tatsächlich eines der Bilder nicht nur auf ihren Mindbook-Pinnwänden veröffentlicht, Franziska hatte als stolze zukünftige Großmutter auch eine kleine Bildunterschrift hinzugefügt: »Wenn man genau hinsieht, erkennt man schon die kleine Rundung, die die Ankunft unseres Enkelchens verrät.« Bei Formspring unterhält sie sich seit Neuestem über die Pflichten einer »Vorbild-Oma«.
Karsten ist entsetzt, was fällt seiner Stiefmutter ein? Was geht das die Welt an, dass er und seine Frau ein Kind erwarten? Und was soll das mit dem Foto, sie hätte wenigstens mal fragen können. Es ist ihm peinlich, dass diese privaten Details jetzt Thema unter den Kollegen sind.
Als Franziska mit den Vorwürfen konfrontiert wird, versteht sie die Aufregung nicht. Auch Manfred findet, dass sein Sohn überreagiert habe, da sei doch nun wirklich nichts dabei, das sei doch die natürlichste Sache der Welt, die man nicht geheim halten müsse. Die Kollegen würden doch viel verständnisvoller reagieren, wo sie doch jetzt von der Schwangerschaft wüssten. Außerdem hätten sie es sowieso erfahren, wenn Karsten Elternzeit beantragt hätte.
Fragen:
- Franziska und Manfred haben die Bilder für alle Nutzer sichtbar auf ihre Pinnwand gestellt. Macht es einen Unterschied, wenn sie den Lesezugriff nur »Freunden« und »Freundes-Freunden« gestattet hätten?
- Sollten Anbieter von »social media« hier irgendwelche Vorkehrungen treffen, so dass es schwieriger ist, ein Foto für »alle« einsehbar zu machen als beispielsweise für »Freunde«?
- Wie ist es ethisch zu bewerten, dass Dirk seinen Kollegen den Hinweis auf die öffentlich einsehbaren Fotos gegeben hat? Ist nicht hauptsächlich Dirk sogar schuld daran, dass die Bilder im Kollegenkreis verteilt wurden?
- Haben Karsten und seine Frau Linda die Verpflichtung, den Empfänger über etwaiges Stillschweigen zu informieren?
- Karsten und Linda nutzen selbst »social media«. Wäre die Situation eine andere, wenn die beiden nicht bei »Mindbook« wären?
- Sollte man höflicherweise Informationen, die man online über eine Person erfahren hat, diese im Gespräch besser nicht erwähnen?
- Wenn Bereichsleitung und Kollegen von privaten Umständen Kenntnis erlangen: Was könnten mögliche Folgen sein und wie sind diese moralisch zu bewerten?
Erschienen in Informatik Spektrum 35 (2), 2012, S. 156–157
Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern ein gesundes neues Jahr 2015, in dem Ada Lovelace und George Boole zweihundert Jahre alt geworden wären.
Unsere Fachgruppe hat es (bislang) auf stattliche zehn Jahre gebracht, ein kleiner Artikel dazu ist im Informatik-Spektrum und auf der GI-Website zu lesen:
In den letzten zehn Jahren haben wir festgestellt, wie die gesellschaftliche Bedeutung der in unserer Gruppe diskutierten Themen zugenommen hat, wenn auch nur in den Sonntagsausgaben der Zeitungen und den entsprechenden Reden der Politiker. Aktuelle technische Entwicklungen – wie Drohnen, Wearable Computing oder Biometrie (um nur mal einige wenige zu nennen) – werfen stets moralische Fragen auf. Bislang wurden diese Fragen im akademischen Kontext vor allem von Philosophen mit unterschiedlicher technischer Expertise geführt. Wir wollen die Fragen aus der Informatik mitten in die Gesellschaft hinein tragen. Daher freuen wir uns auf die Zukunft und auf spannende Diskussionen – mit neuen Mitgliedern der Fachgruppe bei unseren Treffen oder auch virtuell mit Hilfe von Kommentaren in unserem Blog.
Ach ja: Das nächste Fachgruppen-Treffen findet bereits in wenigen Tagen, am 16. Januar 2015 um 10:30 Uhr in Berlin-Mitte statt. Interessierte sind herzlich eingeladen, Details gibt es auf Nachfrage an stefan.ullrich (Klammeraffe) hu-berlin (Punkt) de.
Der Fachbereich »Informatik und Gesellschaft« der GI veranstaltet dieses Jahr keine eigene Tagung, wir möchten am Thema Interessierte stattdessen einladen, mit unseren Freunden vom Forum Informatikerinnen und Informatiker für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF e.V.) zu diskutieren:
Der Fall des Geheimen. Von Prism bis Eikonal: Ein Blick unter den eigenen Teppich. 7.+8. November 2014 an der TU Berlin.
Anmeldung, Programm und weitere Informationen unter http://fiffkon.de
Im Rahmen des diesjährigen ver.di-Kongresses beteiligen sich auch Mitglieder der Fachgruppe Ethik und Informatik der GI, und zwar am Mittwoch, den 10. September 2014.
Beschäftigte einer Stadtverwaltung sind aufgerufen, ihre privaten Smartphones und Notebooks dienstlich zu nutzen; Versicherungen berechnen den Tarif für Dienstwagen anhand des aufgezeichneten Fahrverhaltens; immer mehr Arbeitgeber statten die Berufskleidung mit RFID-Chips aus; fahrerlose Bahnen, Kassen ohne Kassierer/-innen treiben die Rationalisierung voran. Daten sind der Rohstoff der Internetökonomie, Profilbildungen die Basis neuer Geschäftsmodelle. Geheimdienste fördern Sicherheitslücken in den digitalen Infrastrukturen unseres Alltags; anlasslose Überwachung gefährdet die Persönlichkeitsrechte in Arbeitswelt und Gesellschaft.
Das Programm (pdf) ist online, leider ist aber die Anmeldung beendet und die Veranstaltung ausverkauft. Die gute Nachricht ist allerdings, dass es einen Live-Stream geben wird. Und wer nicht live zugucken kann, dem hilft vielleicht der Twitter-Hashtag #digi_arbeit.
Benjamin Kees & Rainer Rehak (ohne Autorenvermerk erschienen)
Während Hendriks Informatikstudium kam ein neues Spielekonsolenkonzept auf den Markt, bei dem der eigene Körper den Spielcontroller ersetzt, indem eine Kamera die Bewegungen des Spielers analysiert. Begeistert kaufte sich Hendrik eine solche Spielkonsole. Die Technik dahinter interessierte ihn so sehr, dass er sich in seiner Abschlussarbeit mit einem speziellen Verfahren zur Modellierung und Erkennung menschlicher Bewegungen in Videobildern beschäftigte.
 The Mall. – CC BY-NC-ND Pat Dalton…
Kurz nach der Verteidigung der Arbeit erstellte er sich ein Profil bei einem Online-Businessportal mit Informationen über sein Thema und bekam schon wenig später ein gut dotiertes Jobangebot von der noch jungen Sicherheitsfirma „v-Watch“. Diese vertrieb moderne Videoüberwachungsanlagen, wobei der neuartige Ansatz darin bestand, die ständige Beobachtung der Kamerabilder überflüssig zu machen: Die Systeme sollten auffälliges Verhalten automatisch erkennen.
Obwohl er lieber irgendwas mit bewegungsbasierten Computerspielen gemacht hätte, nahm er das Angebot neugierig an und arbeitete kurz darauf mit der ebenfalls neu eingestellten Franziska zusammen, die sich mit vollautomatischen Computerlernverfahren beschäftigt hatte. Bislang gestaltete sich die händische Modellierung aller möglicher Arten von Verhaltensauffälligkeiten viel zu aufwändig, daher war die Verknüpfung von Franziskas Lernverfahren mit Hendriks Bewegungserkennung angedacht.
Das System sollte anhand von Beispielvideomaterial normales von auffälligem Verhalten zu unterscheiden lernen. Würde beim späteren Einsatz das beobachtete Verhalten zu sehr von der gelernten Normalität abweichen, sollte das Sicherheitspersonal automatisch alarmiert werden.
Nach einigen erfolglosen Versuchen bei der Erkennung komplexerer Handlungen konzentrierten sich Hendrik und Franziska zunächst auf die Auswertung von Körpersprache. Diesbezügliche Auffälligkeit wurde bei den wöchentlichen Teamsitzungen als vielversprechendes Indiz für eventuell bevorstehende gewalttätige oder anderweitig kriminelle Handlungen – also als sicherheitsrelevant – erachtet.
Da der Firma jedoch kein entsprechendes Filmmaterial zum Trainieren des Systems zur Verfügung stand und auch das Engagieren von Schauspielern nicht vom Budget abgedeckt werden konnte, entschied man sich kurzerhand, die Angestellten selbst diese Rolle übernehmen zu lassen. Hendrik war von dieser Idee gar nicht begeistert, denn er hatte Bedenken bezüglich der Brauchbarkeit des so entstehenden Materials.
Die Aufnahmesession wurde jedoch im Großen und Ganzen ein lustiger Tag, der auch das Arbeitsklima im Team von v-Watch spürbar verbesserte. Am Vormittag wurde Material für das Anlernen von Normalverhalten gedreht und nachmittags widmete man sich den Auffälligkeiten, mit denen das System später getestet werden würde. Hendrik wurde von seinen Kollegen nach der Sichtung der Bilder noch wochenlang humorvoll „Gorilla-Mann“ genannt. Nur Franziska – die einzige Frau des kleinen Teams – hatte keine Lust, bei dem Theater mitzumachen.
In der nächsten Zeit passte Franziska die Lernverfahren so an, dass sie für die Aufnahmen die erwarteten Ergebnisse lieferten. Nach den nun erfolgreichen Tests wurden Hendriks ursprüngliche Bedenken durch die Euphorie und Anerkennung der anderen über die gute gemeinsame Arbeit sowie den funktionierenden Prototypen zerstreut.
Nach einigen intensiven Monaten mit vielen Überstunden wurde das fertige System zum ersten mal in einem Einkaufszentrum installiert. Besonders Hendriks und Franziskas Modul lieferte viele Warnhinweise. Bei einer Evaluierung berichtete der Kaufhausdetektiv stolz, dass er die vom System als verdächtig eingestuften Leute immer ganz genau im Auge behalten würde. Zwar sei die Kriminalität im Kaufhaus insgesamt nicht signifikant gesunken, die Hinweise – erfahrungsgemäß meist gegen männliche Jugendliche – hätten sich jedoch schon mehrere Male bestätigt: Durch die vom System angestoßene intensivere Beobachtung war man des Öfteren auf Diebstähle und Rangeleien aufmerksam geworden. Als er dies hörte, begann Hendrik zu zweifeln, ob „sein“ System wirklich eine gute Antwort auf das gestellte Problem darstellte, denn es ging hier nicht um ein Computerspiel und falsche Bewegungen hatten echte Konsequenzen.
Fragen
Nutzen:
- Was sind „auffälliges“ und „verdächtiges“ Verhalten und inwiefern hängen diese zusammen?
- Auf welchen angenommenen Zusammenhängen von auffälligem und kriminellem Verhalten basiert das oben beschriebene System?
Nachvollziehbarkeit:
- Sind die Auffälligkeitsalarme für den Kaufhausdetektiv nachvollziehbar und nennt er sie zu Recht „Verdächtigkeitsalarm“?
- Sind die Auffälligkeitsalarme für Hendrik und sein Team nachvollziehbar?
- Ist eine Nachvollziehbarkeit für die Arbeit des Sicherheitspersonals erforderlich?
Testmaterial und Betroffene:
- Würden sich die Ergebnisse beim Praxiseinsatz ändern, wenn im Testvideomaterial nicht (nur) lebhafte junge Männer zu sehen gewesen wären?
- Würde es einen Unterschied ergeben, wenn Schauspielstudenten engagiert oder echte Videobilder aus dem Kaufhaus verwendet worden wären?
- Was bedeutet das obige System für junge Männer? Was bedeutet es für ältere Frauen? Können derartige Diskriminierungen verhindert werden?
Auswirkungen für Betroffene:
- Welche Auswirkung auf die Betroffenen hat das Wissen, dass Computer ständig alle Bilder des öffentlichen Raumes auswerten?
Erschienen in Informatik Spektrum 37 (5), 2014, S. 503–504
Benjamin Kees, Rainer Rehak
While Hendrik was completing his computer science degree, a new game console concept came on the market in which the player’s own body replaced the game controller based on a camera’s recorded analysis of the player’s movements. Hendrik was thrilled to get his hands on one of these game consoles. He was so fascinated by the technology behind it that he wrote his final thesis on the unique process for modeling and recognizing human movements in video images.
Not long after he defended his thesis, Hendrik included information about his research in a profile he created for an online business portal. He promptly snagged a lucrative job offer from “v-Watch,” a fledgling security company that sold modern video surveillance systems. Their innovative approach rendered the constant monitoring of camera images superfluous because their systems were designed to detect conspicuous behavior automatically.
While he’d have preferred working with motion-based computer games, he was genuinely interested and accepted the offer. Before long, he began collaborating with Franziska, another recent hire who was working on fully automated computer learning methods. Manually modeling all possible behavioral abnormalities was too time-consuming, so they devised a concept that linked Franziska’s learning process with Hendrik’s motion recognition system.
Based on sampled video material, their system was designed to learn to differentiate between normal and conspicuous behavior. Once it was in place, any behaviors that deviated substantially from pre-programmed “normality” would trigger an automatic alert to security personnel.
After several failed attempts at recognizing complex behavioral sequences, Hendrik and Franziska concentrated on evaluating body language. In their weekly team meetings, there was consensus over the notion that conspicuous behaviors of this nature were a promising index of potentially imminent violent or otherwise criminal activities—that is, relevant security concerns.
However, since the company didn’t have any suitable film stock to train the system and had no budget to hire actors, they decided on the fly to use employees for filming. Hendrik wasn’t altogether happy with the idea and doubted how valuable the resulting material would be.
Overall, though, the recording session made for a fun day that helped improve the work atmosphere for the v-Watch team. In the morning, they taped material for teaching normal behaviors, and that afternoon, they shot footage for conspicuous behaviors, which would later be used to test the system. Weeks after viewing the footage, Hendrik’s colleagues still jokingly referred to him as “the Gorilla guy.” Franziska, the only female member of the small team, was the only one who wanted nothing to do with the whole shebang.
Franziska soon began adapting the learning process to yield the results they anticipated based on their recordings. After some successful testing, Hendrik’s initial concerns were dispelled by his colleagues’ enthusiastic reception and positive reinforcement, who were as happy with the quality of collaboration as with the successful functioning of the prototypes.
After several intense months and tons of overtime, the finished product was installed for the first time in a shopping mall. Hendrik’s and Franziska’s module, in particular, sent out a lot of alerts. At a performance review, a department store security guard boasted about always keeping a close eye on people the system had flagged as suspicious. Even though the store saw a significant decrease in overall criminal incidents, some cases proved that the system’s alerts were justified, most often in the case of young adult males: The people it flagged for closer surveillance had been frequently involved in thefts and other brushes with the law. When he heard that, Hendrik began questioning whether “his” system was all that great a solution to the problem at hand because this wasn’t a computer game, and here, there were real-world consequences for making the wrong moves.
Questions:
Usability:
- How do you define “conspicuous” and “suspicious” behavior, and to what extent are the two related?
- What preconceived associations between conspicuous behavior and criminal activity form the basis for the system depicted here?
Relatability:
- Can the in-house detective relate to the behaviors flagged as “conspicuous,” and is he right to consider these people “suspect”?
- Can Hendrik and his team relate to the behaviors flagged as conspicuous?
- Should relatability on the part of security personnel be a prerequisite for this kind of work?
Test Subjects and Real-World Individuals:
- Would the practical application have yielded different results if the test subjects in the video were not (exclusively) young adult men living in the real world?
- Would it make a difference if paid student actors had been hired or if actual video footage from the department store had been used?
- What are the implications of the above-described system for young adult males? What are the implications for older women? Is there any way to avoid this kind of discrimination?
Ramifications for the Public at Large:
- What impact does it have on individuals to know that computers are constantly analyzing every move they make in public spaces?
Erschienen in Informatik Spektrum 37 (5), 2014, S. 503–504.
— Translated from German by Lillian M. Banks
|
|
Kommentare